Wehrden – das Blumendorf
Ereignis-Datum: 17. Februar 1841
Im Jahre 1841 hatte der ehemalige Schlossgärtner Max Kornacker in Wehrden eine Samenzucht mit Samenhandel gegründet. Mit dem Eisenbahnanschluss in Wehrden im Jahre 1876 begann für das Unternehmen ein beispielloser Aufschwung. Der Betrieb wuchs erfolgreich und sandte bald Zier- und Nutzpflanzensamen in die ganze Welt. Die Betriebsgebäude an der Godelheimer Straße wurden ständig erweitert, umgebaut und mit modernsten Maschinen ausgestattet. Im Jahr 1922 wurde das noch vielen Wehrdenern bekannte vierstöckige Lager- und Betriebsgebäude an der Godelheimer Straße fertiggestellt, das im Januar 1981 bis auf die Grundmauern nieder brannte.
In den 1920er Jahren war das Unternehmen zeitweise der größte Steuerzahler im Kreis Höxter und hatte 1928 bereits ca. 150 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. In den 1930er Jahren erreichte das Unternehmen seine Blütezeit. Man eröffnete Zweigbetriebe in Münster, Lübeck und Hattingen, später nach der Besetzung Polens auch in Kutno und Posen. Sämereien und Blumenzwiebel aus Wehrden wurden nach ganz Europa, nach Afrika und Südamerika geliefert. Die Mitarbeiterzahl erreichte in der Saison bis zu 300 Beschäftigte. 1937 konnte ein großer Feldsaatenspeicher mit eigenem Gleisanschluss am Bahnhof in Betrieb genommen werden. Er wurde noch in den letzten Kriegtagen am 06.04.1945 in Brand geschossen und brannte völlig aus.
Die Blumen- und Gemüsefelder der Kornacker’schen Samenzucht bestimmten über ein Jahrhundert den Anblick des Dorfumfeldes. Auf den Ackerflächen rund um den Ort entstanden Blumen- und Gemüsefelder zur Anzucht von Sämereien, die im Frühjahr in voller Blüte standen. So bekam Wehrden die Bezeichnung „Blumendorf“.
Noch bis in die 1950er Jahre dominierten ausgedehnte Blumenfelder und der Staudengarten in der Dorfmitte das Ortsbild. Aber bereits seit Anfang der 1950er Jahre kam das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten. Absatzmärkte im Osten und in anderen Ländern waren weg gebrochen und aus Holland drängten Konkurrenten auf den Markt. Schließlich musste das Unternehmen im August 1958 Konkurs anmelden. Damit ging für unser Heimatdorf nach 117 Jahren die Ära als Blumendorf zu Ende.